Neujahrsempfang im Schloss Achstetten bietet Plattform für Austausch - 10.1.23

Redner stellen Ehrenamt in den Fokus

Regten mit ihren Worten die Gäste im Schloss Achstetten zum Nachdenken an: Laupheims Oberbürgermeister Ingo Bergmann, Philip Graf Reuttner, Marianne Gräfin Reuttner, Achstettens Bürgermeister Dominik Scholz, CDU-Landtagsabgeordneter Thomas Dörflinger und Pfarrer Stefan Ziellenbach. Foto: Christan Reichl

Von Christian Reichl
Achstetten

Die gräfliche Familie Reuttner von Weyl hat am Sonntag zum Neujahresempfang ins Schloss nach Achstetten eingeladen. Bestimmende Themen waren die gegenwärtigen Krisen und ehrenamtliches Engagement.


Nachdem Hausherr Philip Graf Reuttner von Weyl die Gäste im vergangenen Jahr noch unter freiem Himmel auf dem Schlossplatz begrüßen musste, fand dieses Jahr der Neujahrsempfang hybrid - im Schloss und draußen - statt. Graf Reuttner blickte in seiner Begrüßungsrede auf das Jahr 2022 zurück, in dem wir uns von „sicher geglaubten Werten“ verabschieden hätten müssen. Entwicklungen wie der Nationalismus in den USA und Großbritannien, der Krieg in Europa und die Inflation treffen auch Deutschland. „Um so wichtiger finde ich es, dass wir an lieb gewonnen Traditionen festhalten, uns treffen, uns austauschen und uns gegenseitig Mut machen“, so Graf Reuttner.


Ihn und seine Frau Marianne freue es, dass sie in ihrem Zuhause im Schloss Achstetten, ein Forum für den Austausch bieten können. Rund 75 Menschen waren der persönlichen Einladung gefolgt. Er sehe viele Menschen im Raum, die eines verbindet: „Sie stellen sich hin, ob in ihrem Betrieb, ihrem Verein, oder in kommunalen Gremien und Vorständen und übernehmen Verantwortung“, so Reuttner. Das schenke ihm Mut und Zuversicht. „Dafür möchte ich mich bei Ihnen allen bedanken, verbunden mit dem Wunsch, dass 2023 für uns alle ein erfolgreiches, friedliches und gutes Jahr wird.“

Stefan Ziellenbach, Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Unteres Rottal, sagte, die Krisen gingen nicht spurlos an den Menschen vorbei. Gemeinsam sei diesen, dass es um „Krisen der Machbarkeit“ gehe. „Wir kommen mit unseren Plänen an Grenzen“, sagte Ziellenbach. Selbst mit größtem Bemühen, hätten die Menschen das Gefühl, nur langsam voranzukommen. Trotz Krisen gebe es weiter Menschen, die sich, ganz nach christlicher Überzeugung, ehrenamtlich engagieren, erinnerte der Pfarrer. Er wünsche sich, „dass wir in das Vertrauen zu Gott kommen“.

Für Bürgermeister Dominik Scholz war es der erste Neujahresempfang nach seiner Amtseinsetzung. Er dankte der gräflichen Familie für die Ausrichtung des Neujahresempfangs im Schloss. „Sie wohnen und leben hier“, betonte Scholz, der die historische Bedeutung von Schlössern als Orte gesellschaftlichen Austauschs hervorhob. „Dass Sie die Tradition weiterführen, ist nicht selbstverständlich, das weiß ich zu schätzen.“ Der Bürgermeister blickte auf ein ereignisreiches Jahr zurück - auch für ihn persönlich: „Hätten sie mir vor einem Jahr gesagt, dass ich heute hier stehe, ich hätte es nicht geglaubt.“ Der Bürgermeister verwies auf die „klare Wahl in Burgrieden“ und den „Politik-Thriller in Laupheim“ sowie auf die turbulente Wahl in Achstetten.

Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit den Amtskollegen und dankte seiner Stellvertreterin Claudia Knehr für deren Einsatz im Wahljahr. Scholz warb weiter für Verständnis für Amtsträger, die eben in erster Linie „Menschen im Amt“ seien. Als ein wichtiges Thema für die Gemeinde nannte Scholz den Feuerwehrbedarfsplan. „Die Feuerwehr gehört in den Ort“, sagte er, ließ aber durchblicken, dass dies eine Herausforderung werde. Eine solche sind auch Konzepte zum Katastrophenschutz, mit denen sich der Gemeinderat aktuell befasse. Zudem nannte Scholz den sich wandelnden Arbeitsmarkt. Die Gemeinde müsse in die Mitarbeiterakquise gehen, Stellen müssten nachhaltig besetzt werden, als Beispiel nannte er die Kinderbetreuung. Bundespolitisch blickte er auf die Debatte um eine „Cancel Culture“. „Ich sehe hier die Gefahr, dass Diskussionen aus der Öffentlichkeit geraten“, sagte Scholz. Er warb für offene Debatten, ansonsten drohe eine Radikalisierung im Privaten.

Laupheims Oberbürgermeister Ingo Bergmann verbindet seine Familiengeschichte mit dem Ortsteil Stetten. „Meine Urgroßmutter wurde 1885 hier geboren.“ Als Historiker blickte er zurück in die Geschichte. „Wir haben viel über Krisen gehört“, sagte der OB. Vor 100 Jahren, im Jahr 1923, hätten die Menschen ebenfalls in eine ungewisse Zukunft geblickt. Fünf Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs herrschte in Deutschland eine Hyperinflation. „Die Folgen des Ersten Weltkriegs mündeten am 9. November im Hitler-Putsch“, erklärte Bergmann. Auf der anderen Seite sei 1923 auch der Beginn einer positiven Entwicklung gewesen, angestoßen durch den Staatsmann Gustav Stresemann, der die Isolation Deutschlands zu beenden suchte und für die Aussöhnung mit Frankreich eintrat. Wer heute an Frankreich denke, der erinnere sich an Urlaub und Freundschaften, die ohne 1923 nicht möglich gewesen wären. Es sei an ihm und seinen jungen Amtskollegen hier vor Ort etwas voranzubringen „Ich reiche die Hand zur Zusammenarbeit“, sagte der OB und wünschte den Gästen „ein schönes, zufriedenes und erfolgreiches - und hoffentlich friedliches - Jahr“.

Für den CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Dörflinger jagte 2022 „eine Krise die Nächste“, in der Hoffnung es wird besser werden, hätten viele Deutsche die Silvesternacht bewusst gefeiert. „Das haben sich vermutlich auch die Rettungskräfte gedacht“, so Dörflinger. Doch für diese sei der Jahreswechsel zum Alptraum geworden. Der Landtagsabgeordnete verurteilte die „abscheulichen Angriffe“ auf diejenigen, „die uns Sicherheit geben und uns retten“ aufs Schärfste. „Jeder wusste, was er tat und hat Verletzte und Tote billigend in Kauf genommen.“ Menschen, die Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte angreifen, nannte Dörflinger kriminell. Er sei froh, dass Vertreter der Blaulichtorganisationen da seien: „Sie alle geben uns in einer unruhigen Zeit Sicherheit.“

Kritik übte Dörflinger an bundespolitischen Debatten. Der einstige Exportweltmeister Deutschland würde heute viele Probleme ins Ausland verlagern. Als Beispiel nannte er die Diskussion zum Fracking, das hierzulande verurteilt werde, daraus gewonnenes Gas aber übers Meer importiert wird. „Deutschland achtet auf seine weiße Weste und erklärt der Welt, meist mit erhobenem Zeigefinger, wie wir es besser machen würden.“ Das komme bei der Weltgemeinschaft nicht gut an. Dörflinger betonte, dass die Menschen, die Verantwortung in Beruf und vor allem Ehrenamt die Stützpfeiler unserer Gesellschaft seien. Er wünschte den Gästen alles erdenklich Gute und ermutigte, optimistisch ins neue Jahr zu starten, und die Welt im Kleinen, Stück für Stück besser zu machen.

Copyright Schwäbische Zeitung - Ausgabe Laupheim vom 10.1.2023

© 2024 Thomas Dörflinger MdL

 07351-3400493  Braithweg 27, 88400 Biberach/Riß

Wir verwenden nur technisch notwendige Cookies um meine Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf „Erlauben“ erklären Sie sich damit einverstanden. Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.